Strohverteilung nach dem Stoppelsturz (Teil 2)

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Im letzten Blogartikel haben wir uns um die Strohverteilung vor dem Stoppelsturz gekümmert. Und was haben wir gelernt?! Dass vor allem der Blick hinter den Mähdrescher wichtig ist. Die Stichworte hier lauten: 

  • Homogene Strohverteilung
  • Gute Häckselqualität

Jetzt geht es jedoch um die Strohverteilung während des Stoppelsturzes. Und deshalb haben wir einen kleinen Versuch angelegt. Was wir dabei genauer unter die Lupe genommen haben, ist die Beförderungsweite. Doch warum, wie und was? Das erfahrt Ihr hier:

Zunächst einmal, was es mit der Beförderungsweite auf sich hat:

Die Beförderungsweite gibt an, wie lange und wie weit das organische Material vom Arbeitsgerät mitgenommen wird. Dieser Faktor ist für zwei Grundsätze, die bei der Stoppelbearbeitung berücksichtigt werden sollten, ausschlaggebend. Denn zum einen wird dadurch die Qualität der Durchmischung von Stroh mit Erde beeinflusst, was wiederum eine Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Rotte ist. Und zum anderen wird durch eine hohe Beförderungsweite eine homogene Einarbeitung erreicht, was wiederum das Entstehen von Strohnestern und somit das Schaffen von Störhorizonten für die Folgekultur verhindert.

Wie sich zeigt, spielt die Beförderungsweite von organischem Material keine unbedeutende Rolle. Und deshalb haben wir uns mit genau diesem Thema intensiver beschäftigt.

So haben wir getestet:

Wichtig war es, gleiche Bedingungen für alle Arbeitsgeräte und Einstellungen zu schaffen. Deshalb wurde der Versuch nicht im typischen Stoppelfeld gefahren, sondern stattdessen eine Strohverteilung nachgebildet.

  • Dazu wurde auf einer bearbeiteten Fläche Stroh mittels Strohhäckslers in einem drei Meter breiten Streifen locker abgelegt.
  • Die Fläche wurde anschließend mit den Maschinen im 90° Winkel dazu bearbeitet.

Im abgelegten Strohstreifen ist mit 2,45 kg Stroh pro Quadratmeter der Strohertrag in Bezug zu realen Bedingungen sehr hoch. Der Extremfall einer schlechten Strohverteilung konnte so jedoch dargestellt und getestet werden. Zudem wurden die Effekte deutlicher sichtbar.

Die Häcksellänge des Strohs betrug ca. 5 cm. Der Versuch fand auf einem Standort mit sandigem Lehm als Bodenart und ca. 40 Bodenpunkten statt. Durch die längere Trockenheit war der Boden in den ersten 10 cm kaum mit Wasser gefüllt. Das sind natürlich härteste Bedingungen, um Stroh zu verteilen und einzuarbeiten.

Zum Einsatz kamen Scheiben, Zinken, Kreisel und Striegel

Ob flach oder tief, ob Scheiben oder Zinken - hinsichtlich der ersten Stoppelbearbeitung gibt es keine allgemeingültige Lösung. Denn der Arbeitsgang ist auf die vorherrschenden Bedingungen abzustimmen und individuell zu wählen. Deshalb kamen in unserem Versuch grundsätzlich alle HORSCH Maschinen zum Einsatz, die auch für den Einsatz in Stoppeln vorgesehen sind.



Finer SL

Der Flachgrubber mit exakter Tiefenführung und engem Strichabstand.

  • 15 cm Strichabstand
  • 4-balkiger Aufbau
  • Max. 10 cm Arbeitstiefe

Entscheidend für den Einsatz in Stoppeln ist die optionale Ausstattung mit 2-reihigem Striegel, der für eine Nachverteilung des Strohs sorgt. Die Aggressivität kann hier hydraulisch verstellt werden. Aufgrund des engen Strichabstandes und der exakten Tiefenführung über die Stützräder ist der Finer prädestiniert für den ganzflächig flachen Schnitt.



Cultro TC

Die Messerwalze für die ultraflache Stoppelbearbeitung

  • Zwei gegenläufig angeordnete Messerwalzen
  • 3-reihiger Schwerstriegel

Beim Einsatz zur Stoppelbearbeitung liegt das Hauptaugenmerk auf dem 3-reihigen Striegel. Dieser ist hydraulisch einstellbar und sorgt für das Verteilen von organischem Material.



Terrano FX

Der Grubber für den universellen Einsatz

  • Ca. 30 cm Strichabstand
  • 85 cm Rahmenhöhe
  • Bis 30 cm Arbeitstiefe
  • Ausrüstbar mit unterschiedlichen Scharen bzw. Flügeln

Hier sorgt die MulchMix Scharspitze in Verbindung mit dem gewendelten Leitblech für eine optimale Durchmischung und Einarbeitung von Ernterückständen. Die Rahmenkonstruktion schafft einen hohen Durchgang. Dadurch können auch hohe Mengen an organischem Material homogen eingemischt werden.



Kredo KR

Die Kreiselegge aus dem Bereich der Sätechnik

Kein typisches Arbeitsgerät für den Einsatz in Stoppeln. Deshalb sehen wir es eher als Experiment an. Die Idee dahinter ist, dass zum einen das Stroh durch das Rotieren der Kreisel weit geworfen wird und zum anderen durch den relativ geschlossenen Bauraum Material lange von der Maschine mitgenommen wird.  



Cruiser SL

Der Grubber für die flache Bodenbearbeitung

  • 16 cm Strichabstand
  • 4-balkiger Aufbau
  • 70 cm Rahmenhöhe
  • Max. 15 cm Arbeitstiefe

Hier sorgen der enge Strichabstand von 16 cm und der HORSCH Federzinken für eine optimale Verteilung von Ernterückständen und eine gute Einmischung. Die Anordnung der Federzinken oberhalb des Rahmens schafft den hohen Durchgang von 70 cm. Das wiederum ermöglicht ein verstopfungsfreies Arbeiten.



Joker

Die Scheibenegge  für die flache und intensiv mischende Stoppelbearbeitung

Dieser Satz sagt eigentlich schon alles aus. Denn die Joker ist prädestiniert für einen flachen Stoppelsturz und bekannt für eine sehr gute Einmischung von Ernterückständen. Durch den hohen Durchgang dank der paarweisen Scheibenanordnung stellen auch höhere Mengen an Stroh keine Probleme dar.

Ein weiterer wichtiger Faktor im Stoppelsturz ist das Produzieren von Feinerde und die folgende Rückverfestigung. Dadurch werden optimale Bedingungen für das Auflaufen von Ausfallgetreide- und samen geschaffen.

Ergebnisse auf einen Blick

Und nun wurde Maß angelegt. Um eine Aussage über die Beförderungsweite treffen zu können, wurde sowohl die maximale als auch die mittlere Weite gemessen. Die maximale Weite wurde an dem Punkt definiert, an dem letzte Strohreste vorhanden waren. Die mittlere Weite an der Stelle, an der noch über die gesamte Arbeitsbreite der Maschine Stroh auf der Oberfläche auflag.

 

 

Arbeitstiefe

Einstellungen

mittlere Strohverteilung

max. Strohverteilung

1. Finer

 

 

 

 

1.1

5 cm

ohne Striegel

6 m

9 m

1.2

5 cm

Striegel aggressiv

9 m

15 m

1.3

12-15 cm

Striegel aggressiv

9 m

13, 5 m

2. Cultro

 

 

 

 

2.1

 

nur Striegel

10 m

16,5 m

3. Terrano

 

 

 

 

3.1

5 cm

 

5 m

8,5 m

3.2

20 cm

 

5 m

9,5 m

4. Kredo

 

 

 

 

4.1

 

 

5,5 m

25 m

5. Cruiser

 

 

 

 

5.1

10 cm

 

7 m

20 m

5.2

15 cm

 

6 m

20 m

5.3

5 cm

 

6 m

12,5 m

6. Joker

 

 

 

 

6.1

5 cm

 

6 m

10 m

6.2

10 cm

 

6 m

9 m

 

Das Fazit zum Versuch: Kosten sparen durch beste Strohverteilung

Ganz nach dem Motto „Was der Mähdrescher kann besorgen, verschiebe nicht auf die Stoppelbearbeitung“ sollte bereits während der Ernte für die beste Strohverteilung gesorgt werden. Der Grund ist einfach: So können natürlich Kosten eingespart werden und das Problem einer schlechten Strohverteilung muss nicht mit dem Stoppelsturz gelöst werden.

Wer trotzdem Ernterückstände nachverteilen muss, sollte unbedingt auf Arbeitsgeräte mit Zinken setzten.

  • Organisches Material wird so in der Regel weiter mitgenommen und länger in der Maschine gehalten.
  • Im Idealfall folgt dem Zinkenfeld ein nachlaufender Striegel, der für eine zusätzliche Nachverteilung sorgt. Das belegen auch die Parzellen aus dem Versuch, in denen der Striegel zum Einsatz kam.
  • Im Fall einer schlechten Strohverteilung sollte dann auch schräg zur Druschrichtung gearbeitet werden.

Ist hingegen eine gute Strohverteilung gewährleistet, ist der Grad der Stroheinmischung wohl am ehesten von Bedeutung. Hierfür eignet sich mitunter besonders die Joker, denn, wie auch auf der Luftaufnahme zu sehen, findet selbst auf kurze Distanz eine intensive und starke Einmischung statt. Weiter können speziell für diesen Zweck Finer oder Cruiser eingesetzt werden.