„Im Märzen der Bauer die Rösslein einspannt“: Diese Zeilen eines Kinderliedes sind jedem bekannt, doch in diesem Jahr aufgrund der Witterung schwer auf die Realität übertragbar. Landwirte europaweit müssen sich diesen zwei Herausforderungen stellen:
Die Situation spitzt sich Woche für Woche zu und die Arbeiten im Feld verschieben sich weiter nach hinten. Einige Kulturen sind noch zu säen und deshalb kommt die Frage auf: „Wie kann man die Fläche für die Aussaat vorbereiten?“ Mit dieser Fragestellung wollen wir uns in diesem Blogartikel beschäftigen. Zunächst gehen wir noch kurz näher auf die Herausforderungen ein.
1. Niedrige Temperaturen
Neben der optimalen Einbettung für ein gutes Wurzelwachstum und der Ablagetiefe gibt es noch zahlreiche andere Anforderungen, die das Saatgut an die Aussaat stellt. Eine davon ist die Temperatur des Bodens.
Je früher man sät, desto mehr Tage bleiben der Pflanze zur Vegetation. Ist der Boden jedoch zu kalt und die Sonneneinstrahlung zu gering, bringt die frühe Aussaat keine Vorteile, denn die Pflanze fängt schlichtweg nicht an zu wachsen. Zum Start des Keimprozesses ist eine gewisse Mindestbodentemperatur, wie der Tabelle zu sehen, erforderlich.
Kultur | Keimtemperatur in ° C |
Mais | 8-10 |
Hafer | 3-5 |
Gerste | 2-4 |
Weizen | 2-4 |
Sonnenblumen weiß | 15 – 25 |
Sonnenblumen schwarz | 7 – 8 |
Sojabohnen | 10 |
Zuckerrübe | 5 |
Jedoch können wir mit der Saatbettbereitung die Temperaturen der oberen Bodenschicht in gewissem Maße beeinflussen. Schaffen wir es, ein lockeres und feinkrümeliges Saatbett zu erzeugen, durchlüftet der Oberboden schneller und erwärmt sich somit auch schneller.
2. Stark wassergesättigte Böden
Das diesjährige Phänomen der hohen Niederschlagsmengen ist bekannt. Neben der ohnehin schon ausgiebigen Winterniederschläge kommen in diesem Jahr die hohen und anhaltenden Niederschlagsmengen im Frühjahr hinzu. Vergleichen wir die Niederschlagsmenge im März mit dem vieljährigen Mittel, dann fiel z.B. in Regensburg knapp die Hälfte mehr an Regen.
Natürlich werden dadurch die Wasservorräte im Boden aufgefüllt und stellen einen wichtigen Puffer für den Sommer dar - das haben wir im vergangenen Jahr bereits gut gesehen. Jedoch bringen die feuchten Böden einige große Herausforderung bezüglich der Frühjahrsaussaat mit sich
Neben dem optimalen Saatbett liegt in nassen Jahren auch ein großes Augenmerk auf dem Unterboden. Stichwort hier: Verdichtungen vermeiden, um Gasaustausch, Wurzelwachstum und Wasserführung nicht zu beeinträchtigen. Leichter gesagt als getan. Aber hier heißt es abwarten, um Strukturschäden zu vermeiden.
Denken wir an Mais, die flächenstärksten Sommerkultur in Deutschland, und im gleichen Zusammenhang an die auf vielen Betrieben stattfindende organische Düngung vor der Saat. Hier übersteigen die Gewichte der schlagkräftigen Ausbringtechnik die der Aussaattechnik um ein Vielfaches und stellen somit noch höhere Anforderungen an einen tragfähigen Boden.
Nach den vielen Niederschlägen soll der Boden so schnell wie möglich abtrocknen. Hier stellt allerdings viel organisches Material auf den Flächen eine weitere Herausforderung dar.
Um jetzt nach der langen Niederschlagsphase nicht noch zusätzlich wertvolle Vegetationszeit zu verlieren, planen viele Betriebe eine Herbizidanwendung, um die Zwischenfrüchte und Altverunkrautungen schnell in den Griff zu bekommen.
Im ersten Schritt wird das Ablüften des Oberbodens und das Zerkleinern der Zwischenfrüchte unsere Aufgabe sein. Erst wenn der Oberboden etwas abgetrocknet ist, sind die Flächen mit schwereren Maschinen befahrbar, ohne das Risiko von Verdichtungen im Unterboden einzugehen. Bei der ersten Überfahrt sollte auf eine flächige Bearbeitung verzichtet werden, um Schmierhorizonte zu vermeiden. Diese Schmierschichten beeinträchtigen den Gasaustausch, die Wasserführung und später auch das Wurzelwachstum.
Um Schmierschichten zu vermeiden, sind Scheiben für die erste Überfahrt eine gute Wahl. Dadurch, dass die Scheiben nur vertikal in den Boden eindringen und den Zwischenraum zwischen den einzelnen Scheiben brechen und nicht schneiden, wird in diesem Bereich keine Schmierschicht erzeugt. Um zusätzlich Verdichtung an den Vorgewenden zu vermeiden, sind Modelle, die auf dem Packer wenden, von Vorteil.
Befindet sich an der Oberfläche viel organisches Material, das die Fläche beschattet und die Abtrocknung verhindert, kann es sinnvoll sein, dieses vorher zu zerkleinern und zum Austrocknen zu bringen. Im Gegensatz zum Mulchgerät, das wesentlich mehr Kraftstoff und Zeitaufwand fordert, reißt die Messerwalze die Bodenoberfläche zusätzlich noch etwas auf.
Eine weitere Option ist das stückweise nach unten Arbeiten mit einem Zinkengerät. Durch mehrere Überfahrten kann der Boden auch besser ablüften. Wer bereits beim ersten Mal zu tief fährt, holt große Kluten an die Oberfläche, die in der folgenden Bestandespflege Probleme bereiten.
Zinkengeräte mit schmalen Scharen und engerem Strichabstand sind hier klar im Vorteil.
Je gröber die Struktur nach der Bearbeitung ist und je weniger rückverfestigt wird, desto mehr Wasser verdunstet und desto schneller trocknet der Boden ab. Für sensible Böden mit hohen Tongehalten kann hier eine Bearbeitung ohne Rückverfestigung von Vorteil sein. Ein Beispiel hierfür ist unser Finer, bei dem man für solche Bedingungen zwischen Packer und Stützrädern wechseln kann.
Nach der Verbesserung der Befahrbarkeit und der ersten Zerkleinerung der Zwischenfrüchte sind wir wieder in der klassischen Saatbettbereitung. Die Anforderungen hier kennen wir bereits aus unseren anderen beiden Blogartikeln zur Saatbettbereitung: Saatbettbereitung – für eine optimale Einbettung des Saatguts
Um hier einen feinkrümeligen und rückverfestigten Saathorizont zu schaffen, ist eine Saatbettbereitung mit einem Gerät inklusive Packer unerlässlich.
Die Wahl des richtigen Packers ist dann wie immer vom Standort abhängig: Wie gut krümelt mein Boden, neigt er zum dicht Lagern, hat er geringe Bindigkeit oder ist er nur bedingt tragfähig. Zudem ist die vorherige Bearbeitungstiefe ein Schlüsselkriterium für die Wahl des Packers.
Unter schwierigen Bedingungen wie in diesem Jahr ergeben sich auch größere Herausforderungen. Wer zu lange wartet, verschenkt Vegetationszeit. Wer zu früh und unter nassen Bedingungen fährt, riskiert Verdichtungen und somit auch Ertragseinbußen. Wird die richtige Technik richtig eingesetzt, kann somit auch eine Überfahrt mehr die wirtschaftlichere Lösung sein. Egal welche Strategie nun angewandt wird, oberste Priorität unter feuchten Bedingungen haben breite Reifen mit wenig Luftdruck (Blog: Bodenschutz vs. schwere Maschinen (I)).
Zusätzlich sind leichte Schlepper und gezogene Anbaugeräte von Vorteil.