Die Dichte des Saatbetts sollte von oben nach unten konstant ansteigen, um eine optimale Durchwurzelung in die Tiefe zu erreichen

Warum wurzeln Pflanzen in die Tiefe? - Eine Frage der optimalen Saatbettbereitung?

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Während der Fahrt mit dem Grubber fragte mich mein Meister: „Warum heißt das Saatbett eigentlich Saatbett?“ Nach kurzem Überlegen wurde klar, dass man es gut mit seinem eigenen Bett veranschaulichen kann. Oben das feine Bettlaken, dann die weiche Matratze - manche mögen sie auch etwas härter - und anschließend der Lattenrost. Dabei wird auch deutlich, dass erst die optimale Abstimmung aller drei Komponenten ein gutes Bett ausmacht. Doch wie lässt sich das auf den Ackerbau übertragen? Dazu gleich mehr.  

Zuerst aber wollen wir die Frage beantworten: 

„Warum wachsen Pflanzen, besser gesagt die Wurzeln, nach unten in die Tiefe?“  

Und vor allem: Warum wachsen sie bis zu 120 Meter (längste je gemessene Wurzel eines Feigenbaumes in Südafrika) in die Tiefe? Das hat verschiedene Gründe:  

  • Zunächst findet sie dort das, was mitunter für ein optimales Pflanzenwachstum essenziell ist: Wasser, Sauerstoff und Nährstoffe. Dass Wurzeln ihr Wachstum aktiv in diese Richtung lenken können, wird z.B. bei der Unterfußdüngung ausgenutzt und zeigt sich auch am Beispiel des Feigenbaums. So steigt vor allem auf Trockenstandorten die Chance auf Wasserreserven in tieferen Schichten. Darum wurzelt die Pflanze in diese Tiefen. 
  • Auch Temperatur und Licht beeinflussen das Wachstum der Wurzeln. So wurzelt z.B. Mais bei höheren Temperaturen tiefer.  
  • Evolutionär bedingt wachsen die Wurzeln der meisten Pflanzen instinktiv vom weichen Horizont in einen härteren. 
  • Der sogenannte Gravitropismus beeinflusst die Faktoren, die die Pflanze für ihr Wachstum benötigt, und hat somit indirekten Einfluss auf die Ausprägung der Wurzeln in die Tiefe. 
  • Die Mächtigkeit der Wurzeln hängt mitunter vom Aussaatzeitpunkt ab: Nach dem Motto “so früh wie möglich, so spät wie nötig” kann bei einer frühen Aussaat die Vegetationszeit optimal ausgenutzt werden - auch für die Entfaltung des Wurzelsystems. Bezüglich der Wurzelausbildung vermittelt die massivwirkende oberirdische Blattmasse oft falsche Eindrücke. Der Blick in den Boden ist deshalb entscheidend. (?) 
  • Die Architektur wird auch durch Düngung beeinflusst. Das zeigt die Studie der „IST Austria“, in der das Zellverhalten von Arabidopsis in Bezug auf den zur Verfügung stehenden Stickstoff untersucht wurde. Grundsätzlich unterscheidet man zwei Arten von Stickstoff, die von Pflanzen aufgenommen werden können: Ammonium und Nitrat. Stellen wir Pflanzen, wie z.B. Arabidopsis, Stickstoff in Form von Ammonium zur Verfügung, so beginnt die Wurzel durch Zellstreckung in die Länge zu wachsen. Grund hierfür ist, dass viele Pflanzen den Drang haben, eher Nitrat als Ammonium aufzunehmen. Übersiedeln wir jetzt die gleiche Pflanze auf einen nitratreichen Standort, beginnt sie mit der Zellteilung in den Wurzeln, sodass diese Verzweigungen ausbilden - denn sie hat erreicht, wonach sie strebt.  Somit können Landwirte das Wurzelwachstum auch über die Düngung steuern.  

Nun aber zurück zum Saatbett. Hier fangen wir beim Bettlaken an.  

Aufbau des Saatbetts 

Bettlaken 

Das Bettlaken beschreibt dabei den Bereich der Saatgutablage. Ziel ist es, hier optimale Bedingungen zu schaffen, um die Keimung schnell voranzutreiben. Da die Keimwurzeln sehr dünn und relativ empfindlich sind, sollte dort das Saatbett ein gutes Einwurzeln ermöglichen. So wird eine möglichst schnelle Wasseraufnahme über die Keimwurzel erreicht. Pflanzen können Anionen und Kationen (Dünger) nur in Wasser gelöster Form aufnehmen. Umso schneller die Wurzel also Wasser aufnehmen kann, umso schneller nimmt sie Nährstoffe auf. Deshalb spielt hier der Bodenschluss und somit der kapillare Anschluss an die Wasserversorgung und das Sicherstellen des Kapillartransports eine wesentliche Rolle und leitet auch über zur zweiten Schicht, der Matratze.  

Matratze 

Mit Matratze ist der A Horizont des Bodens gemeint. Bei landwirtschaftlich genutzten Böden spricht man hier auch oft vom Bearbeitungshorizont. In diesem Bereich sind die Wurzeln weniger empfindlich als am Anfang. Sie nehmen dort einen Großteil der Nährstoffe auf und durchwurzeln diesen relativ intensiv, wodurch die Pflanzen Halt bekommen. Diese Schicht in ca. 5 bis 30 cm Tiefe darf kompakter sein. Störschichten mit zu lockerer Erde sorgen hier für ein verzögertes Wachstum der Pflanzen und wirken sich negativ auf die Entwicklung aus, ebenso wie Schadverdichtungen. Sie verursachen Wachstumsverzögerungen sowie Fehlbildungen im Wurzelsystem und können Staunässe und somit Sauerstoffarmut verursachen. Ein gesundes Mittelmaß sollte deshalb das Ziel sein.  

Lattenrost  

Gehen wir nun eine Schicht tiefer in den B Horizont, auch Illuvialhorizont genannt. Er bildet den Lattenrost, der quasi die Basis für alles oberhalb stellt. Hier finden wir aus dem A Horizont eingewaschene Nährstoffe, die sich dort anreichern und je nach Mächtigkeit der Wurzel von den Pflanzen aufgenommen werden können, und auch das sich in tieferen Schichten befindliche Wasser.  

Wie muss das optimale Saatbett nun aussehen? 

In der Praxis wird das Saatbett meist so bereitet, dass keine feuchten Kluten an die Oberfläche geholt werden, die Krümelstruktur zur jeweiligen Frucht passt (bei Zuckerrübe etwas feiner als bei Mais und Soja) und Wasser für das Saatgut gut erreichbar ist. 

An dieser Stelle könnte man noch endlos diskutieren, wie groß Kluten sein dürfen, wie viel Feinerde benötigt wird und wie tief man mit unterschiedlichen Maschinen fahren kann, soll oder darf. Wenn wir aber ehrlich sind, entscheidet das vor allem der jeweilige Standort und Boden (sowie weitere Einflüsse).  

Fazit zum Aufbau eines Saatbetts:  

  • Wasser sollte schnell von den Wurzeln erschlossen und aufgenommen werden können. 
  • Die Dichte des Saatbetts sollte von oben nach unten konstant ansteigen, um eine optimale Durchwurzelung in die Tiefe zu erreichen. 
  • Sowohl Schadverdichtungen als auch überlockere Horizonte sollten jedoch vermieden werden. 

Apropos Bodenverdichtungen. In unserer Blogreihe Bodenschutz vs. schwere Maschinen bekommt Ihr praktische Tipps, um den Bodendruck zu minimieren und Gründe, warum es sich auszahlt, darauf zu achten.