Ein Titan in Sibirien

Ein Bericht vom ersten russischen Titan

Der Großbetrieb Solyanoje im Süd-Westen von Sibirien liegt zirka 110 Kilometer südlich von Omsk, der Hauptstadt der Region. Hier wurde vor einem Jahr der erste in Russland verkaufte Umladewagen von HORSCH eingesetzt.

„Im August letzen Jahres wurde ich von unserem HORSCH Händler Omsk-Diesel zum HORSCH Feldtag im mittelrussischen Chaplygin eingeladen, wo etwas ganz Neues gezeigt werden sollte“, erzählt Nikolaj Koctscherga, der leitende Ingenieur des Betriebes. „Eine Entfernung von rund 4.000 Kilometern ist für uns hier in Sibirien kein langer Weg, so dass ich kurz entschlossen hinflog. Das Ereignis, insbesondere die umfangreichen Maschinenvorführungen haben mich sehr beeindruckt. Da bei uns zu diesem Zeitpunkt die Ernte noch kurz bevorstand, galt mein größtes Interesse dem  Umladewagen HORSCH Titan 34 UW. Auch als Techniker mit Hochschulabschluss konnte ich an dieser Maschine keine Schwachstellen entdecken: der Umladewagen hat eine stabile und zugleich einfache Konstruktion mit wenigen beweglichen, dafür aber zuverlässig groß dimensionierten Bauteilen. Wegen der großen Entfernungen in unserem Land im Falle etwaiger Ersatzteillieferungen, war die große Zuverlässigkeit des Titan 34 UW ein ganz entscheidendes Kaufkriterium.“

Der Betrieb Solyanoje bewirtschaftet zurzeit eine Fläche von insgesamt 12 000 Hektar. „Trotz der in Europa gängigen Vorstellung, dass Sibirien nahezu eine Wildnis sei, sind wir ein modernes landwirtschaftliches Unternehmen“, erzählt Nikolaj. „Wir sind mit der modernsten westlichen Technik ausgestattet. Insbesondere die Maschinen und Anlagen aus Deutschland werden bei uns nach wie vor sehr hoch geschätzt. Bei der Erntetechnik setzen wir voll auf Claas. Das Quartett aus vier Tucano 430 Mähdreschern macht seine Arbeit perfekt. Nun werden sie vom HORSCH Umladewagen, gezogen von einem CLAAS Axion 850, zusätzlich unterstützt. Dadurch können die effektiven Druschzeiten der Mähdreschers gesteigert werden“, fügt er hinzu. „Sie arbeiten ununterbrochen und tanken während der Fahrt ab.“

Zum Getreidetransport werden die in Russland üblichen Kamaz-Kipper mit Anhängern benutzt. Das zulässige Gesamtgewicht dieser Lkw beträgt 25 Tonnen. „Durch das Volumen von  34 Kubikmeter fasst der Titan den Korntankinhalt aller vier Tucanos. Durch die Überladeleistung von 18 t / min ist es möglich, in wenigen Minuten den Kamaz inklusive Anhänger vollladen – und zwar mit genau 25 Tonnen“, sagt der Ingenieur. Zwar könnte der Kipper sogar noch etwas mehr fassen , aber der penible Fachmann lässt dies aus gutem Grund nicht zu. „Sonst wäre der Kamaz überladen! Auf Dauer gesehen geht das nicht gut“, erklärt Nikolaj.

Eine von der Schlepperkabine aus gut sichtbare Skala zeigt den Öffnungsgrad des hydraulischen Schiebers im Umladewagen an. Dies hilft dem Fahrer, den Getreidestrom unter Kontrolle zu halten und den Überladevorgang rechtzeitig zu unterbrechen.

Die Lkw werden prinzipiell nur am Feldrand beladen. „Seit wir den Umladewagen gekauft haben, lasse ich nicht mehr zu, dass die schweren Kamaz aufs Feld fahren. Trotz des trockenen Klimas in unserer Region ist das Wetter zum Druschzeitpunkt oft recht unbeständig. Die tiefen Reifenspuren, die ein voll beladener Lkw auf dem Acker hinterlassen kann, beschädigen nachhaltig die Bodenstruktur. Da wir die ganze Fläche fast ausschließlich in Direktsaat drillen, mussten wir früher diese Schäden in Kauf nehmen“, schildert Nikolaj. „Der Titan hat eine Teleskopachse mit groß dimensionierten Reifen, die versetzt außerhalb der Schlepperspur laufen. Das schont den Boden und erhöht zusätzlich die Leichtzügigkeit des Umladewagens“.„Die einfache Tankbauweise des Titan in Trichterform und mit nur einer leistungsstarken Austragsschnecke ohne liegende Trogschnecken erleichtert die Reinigung“, ergänzt Nikolaj.

In Solyanoje werden Sommerweizen (Erträge um 25 dt/ha), Sommergerste (32 dt/ha), Sommerraps (18 dt/ha), Hafer (16 dt/ha), Sonnenblumen (20 dt/ha) und Luzerne angebaut. Die angegebenen Erträge werden komplett ohne Düngereinsatz erreicht. Dies hat keinen ackerbaulichen, sondern einen rein technischen Hintergrund: Auf dem Betrieb gab es bisher keine düngerfähige Sämaschine. Das Drillen einer Frucht beginnt in der Regel gleich nach der Ernte der anderen.

Abschließend wollten wir noch wissen, ob der Ingenieur Verbesserungs- oder Änderungsvorschläge der Maschine für die HORSCH Konstrukteure parat hat. „Keine“, antwortet Nikolaj, „eher einen Wunsch: Ich wünsche jedem Großbetrieb, genauso wie wir von den Vorzüge dieser einzigartigen Maschine zu profitieren“.

Mittlerweile hat Solyanoje auch einen HORSCH Sprinter 15 NT mit der Option für Unterfußdüngung erworben. Er soll in diesem Frühjahr im Gespann mit einem Claas Xerion 3300 (305 PS) eingesetzt werden.