Saatbettbereitung im nassen Frühjahr – nur wie?

Saatbettbereitung im Frühjahr – nur wie?

„Saatbett vor Saatzeit“ - ein beliebter Spruch bei Landwirten. Doch wie viel Wahrheit steckt in diesem Satz?

Grundsätzlich ist es wichtig, den Boden im Frühjahr nicht zu früh zu befahren. Verdichtungen, die hier erzeugt werden, können nur sehr schwer wieder repariert werden. Hierfür müsste der Landwirt eine tiefe Bodenbearbeitung durchführen, was im Frühjahr nahezu unmöglich ist. Somit müssen wir die Verdichtungen vom Frühjahr meist einfach akzeptieren. Einziger Ausweg: Geduld haben und den Boden erst befahren, wenn er ausreichend abgetrocknet ist. Diese Geduld zu haben, fällt manchen oft schwer. Eine kleine Hilfe kann hier die Bodentemperatur sein. Denn übersteigt die Bodentemperatur nicht die in der Tabelle angegebenen Werte, keimen Pflanzen nicht.

1. Niedrige Temperaturen

Neben der optimalen Einbettung für ein gutes Wurzelwachstum und der Ablagetiefe gibt es noch zahlreiche andere Anforderungen, die das Saatgut an die Aussaat stellt. Eine davon ist die Temperatur des Bodens.

Je früher man sät, desto mehr Tage bleiben der Pflanze zur Vegetation. Ist der Boden jedoch zu kalt und die Sonneneinstrahlung zu gering, bringt die frühe Aussaat keine Vorteile, denn die Pflanze fängt schlichtweg nicht an zu wachsen. Zum Start des Keimprozesses ist eine gewisse Mindestbodentemperatur, wie der Tabelle zu sehen, erforderlich.

Jedoch können wir mit der Saatbettbereitung die Temperaturen der oberen Bodenschicht in gewissem Maße beeinflussen. Schaffen wir es, ein lockeres und feinkrümeliges Saatbett zu erzeugen, durchlüftet der Oberboden schneller und erwärmt sich somit auch schneller.

2. Stark wassergesättigte Böden

Erinnern wir uns kurz zurück an das Frühjahr 2023. Neben der ohnehin schon ausgiebigen Winterniederschläge kamen in diesem Jahr die hohen und anhaltenden Niederschlagsmengen im Frühjahr hinzu. Vergleichen wir die Niederschlagsmenge im März mit dem vieljährigen Mittel, dann fiel z.B. in Regensburg knapp die Hälfte mehr an Regen.

Natürlich werden dadurch die Wasservorräte im Boden aufgefüllt und stellen einen wichtigen Puffer für den Sommer dar - das haben wir im vergangenen Jahr bereits gut gesehen. Jedoch bringen die feuchten Böden einige große Herausforderung bezüglich der Frühjahrsaussaat mit sich

Befahrbarkeit und Verdichtungen im Unterboden

Neben dem optimalen Saatbett liegt in nassen Jahren auch ein großes Augenmerk auf dem Unterboden. Stichwort hier: Verdichtungen vermeiden, um Gasaustausch, Wurzelwachstum und Wasserführung nicht zu beeinträchtigen. Leichter gesagt als getan. Aber hier heißt es abwarten, um Strukturschäden zu vermeiden.

Denken wir an Mais, die flächenstärksten Sommerkultur in Deutschland, und im gleichen Zusammenhang an die auf vielen Betrieben stattfindende organische Düngung vor der Saat. Hier übersteigen die Gewichte der schlagkräftigen Ausbringtechnik die der Aussaattechnik um ein Vielfaches und stellen somit noch höhere Anforderungen an einen tragfähigen Boden.

Massive Zwischenfruchtbestände

Nach den vielen Niederschlägen im Frühjahr 2023 sollte der Boden so schnell wie möglich abtrocknen. Hier stellte allerdings viel organisches Material auf den Flächen eine weitere Herausforderung dar.

• Abgefrorene Zwischenfruchtbestände sind teils niedergebrochen, beschatten aber den Boden während der vorhergesagten, sonnenreichen Tage zusätzlich.
• Nicht abgefrorene Pflanzen und das Ausfallgetreide des vergangenen Sommers hatten sich mittlerweile wieder gut weiterentwickelt, wie in den beiden Bildern einer Fläche vom 15. März 2023 und 16. April 2023 zu sehen ist. Dort war das Befahren der Flächen für eine erste Bekämpfung noch nicht möglich.

Um jetzt nach der langen Niederschlagsphase nicht noch zusätzlich wertvolle Vegetationszeit zu verlieren, planen viele Betriebe eine Herbizidanwendung, um die Zwischenfrüchte und Altverunkrautungen schnell in den Griff zu bekommen.

Herausforderungen bei der Saatbettbereitung meistern

Im ersten Schritt wird das Ablüften des Oberbodens und das Zerkleinern der Zwischenfrüchte unsere Aufgabe sein. Erst wenn der Oberboden etwas abgetrocknet ist, sind die Flächen mit schwereren Maschinen befahrbar, ohne das Risiko von Verdichtungen im Unterboden einzugehen. Bei der ersten Überfahrt sollte auf eine flächige Bearbeitung verzichtet werden, um Schmierhorizonte zu vermeiden. Diese Schmierschichten beeinträchtigen den Gasaustausch, die Wasserführung und später auch das Wurzelwachstum.

Nach der Verbesserung der Befahrbarkeit und der ersten Zerkleinerung der Zwischenfrüchte sind wir wieder in der klassischen Saatbettbereitung. Die Anforderungen hier kennen wir bereits aus unseren anderen beiden Blogartikeln zur Saatbettbereitung: Saatbettbereitung – für eine optimale Einbettung des Saatguts

Um hier einen feinkrümeligen und rückverfestigten Saathorizont zu schaffen, ist eine Saatbettbereitung mit einem Gerät inklusive Packer unerlässlich.

Die Wahl des richtigen Packers ist dann wie immer vom Standort abhängig: Wie gut krümelt mein Boden, neigt er zum dicht Lagern, hat er geringe Bindigkeit oder ist er nur bedingt tragfähig. Zudem ist die vorherige Bearbeitungstiefe ein Schlüsselkriterium für die Wahl des Packers.

Zusammengefasst lässt sich sagen

Unter schwierigen Bedingungen wie in diesem Jahr ergeben sich auch größere Herausforderungen. Wer zu lange wartet, verschenkt Vegetationszeit. Wer zu früh und unter nassen Bedingungen fährt, riskiert Verdichtungen und somit auch Ertragseinbußen. Wird die richtige Technik richtig eingesetzt, kann somit auch eine Überfahrt mehr die wirtschaftlichere Lösung sein.  Egal welche Strategie nun angewandt wird, oberste Priorität unter feuchten Bedingungen haben breite Reifen mit wenig Luftdruck (Blog: Bodenschutz vs. schwere Maschinen (I)).
Zusätzlich sind leichte Schlepper und gezogene Anbaugeräte von Vorteil.