Praxisversuch - Wurzelentwicklung von Raps in Abhängigkeit von der Intensität der Bodenbearbeitung

Um die Wurzelentwicklung von Raps in Bezug auf die Intensität der Boden­bearbeitung vergleichen zu können, werfen wir einen Blick in unseren Demogarten.

Denn das Herzstück des Demo­gartens ist der seit 1997 im Dauer­versuch angelegte Boden­bearbeitungs­block. Auf vier hinter­einander­liegenden Feldern können die Einflüsse der Boden­bearbeitung hinsichtlich verschiedener Parameter, wie z.B. auch die Wurzel­entwicklung, untersucht und verglichen werden.

Aufbau Demogarten

 

Ein Feld simuliert eine mehrgliedrige Fruchtfolge aus Weizen, Mais, Raps und, je nach Gräser- und Krank­heits­druck, einer Leguminose (Acker­bohne oder Erbse). In Feld 1 besteht die Boden­bearbeitung aus pflügen. Auf Feld 2 wird der Boden mit dem Tiger auf ca. 20 cm Tiefe gelockert. Feld 3 repräsentiert eine reduzierte Boden­bearbeitung (meist mit Terrano oder Cruiser) auf 10 cm. Und in Feld 4 wird auf Boden&;shy;bearbeitung gänzlich verzichtet.

Aussaat­bedingungen bei der Raps­aussaat 2023

Die Bedingungen zur Saat, aber auch schon zur vorbereitenden Bearbeitung waren nass und wechsel­haft. Oftmals wurde die Kapillarität durch die Boden­bearbeitung zerstört oder zu kurze Saat­fenster führten zum „Einschmieren“ vieler Saaten.

Nach der Saat folgte dann im September eine Trocken­phase, die dafür sorgte, dass viele Bestände in der Region erst Anfang Oktober aufliefen. Die Wahl der Landwirte zwischen „schlecht gesät“ oder „gar nicht säen“ fiel also schwer.

In unserem Demogarten wurde der Raps Ende August in einem relativ kurzen Zeit­fenster zwischen zwei Regen­phasen ausgesät (35 K/m² LG Ambassador). Auf Feld 1 wurde nach Pflug mit einer Kreisel­eggen­sämaschine und 15 cm Reihen­abstand gesät. In Feld 2 und 3 kam zur Aussaat die Pronto DC mit integriertem Scheiben­feld und ebenfalls 15 cm Reihen­abstand zum Einsatz. In Feld 4, der Direkt­saat­parzelle, wurde die Aussaat mit der Avatar SD (16,7 cm Reihen­abstand) durch­geführt. Ergänzend zur Aussaat auf diesen vier Feldern wurde auf einer separaten Parzelle das StripTill Verfahren mit dem Focus angewendet.

Insgesamt stellten auch am Sitzenhof die Aussaat­bedingungen eine Heraus­forderung dar und spiegeln sich auch in der Bonitur der Raps­wurzeln wider.

Bonitur der Raps­wurzeln im Frühjahr 2024

Feld 1 – Pflug

Eine gut verzweigte Pflanze mit starkem Haupt­trieb lässt nicht auf einen Nähr­stoff­mangel schließen. Der Wurzel­hals­durchmesser ist akzeptabel. Der abrupte Einbruch des Wurzel­hals­durchmessers liegt in 4-5 cm Tiefe direkt auf Tiefe der Kreisel­egge. Zwar haben einige kleinere Wurzeln es geschafft, den darunter liegenden Horizont zu erschließen, allerdings wird die Schmier­schicht, die durch die rotierenden Kreisel­eggen­zinken erzeugt wurde, hier deutlich sichtbar. Die durch den Pflug zerstörte Boden­struktur konnte in diesem Fall der Kreisel­egge nichts entgegen­setzen.

Feld 2 – Bearbeitung auf 20 cm Tiefe

Auch im zweiten Feld wird die nasse Bearbeitung vom letzten Jahr sichtbar. Durch den höheren, puffernden Mulch­anteil in der oberen Schicht und den geringeren aktiven Eingriff durch das Scheiben­feld (im Vergleich zur Kreisel­egge) ist die mechanische „Sperre“ bzw. der Stör­horizont nicht ganz so ausgeprägt wie in Feld 1, aber dennoch sichtbar. Zwar kann die Pfahl­wurzel sichtlich mehr Tiefe erschließen, jedoch ist auch diese Wurzel im Wuchs eingeschränkt worden. Hier wird deutlich, dass das Risiko von Schmier­schichten und Verdichtungen durch den Einsatz von Scheiben­eggen unter nassen Bedingungen nicht zu vernach­lässigen ist.

Feld 3 – Bearbeitung auf 10 cm Tiefe

Durch die relativ flache Bearbeitung in der Parzelle mit maximal 10 cm Tiefe, hat sich die Wurzel im lockeren Bereich sehr gut entwickelt. Auch der Wurzel­hals weist hier eine deutliche Verdickung auf. Der abrupte anschließende Wechsel zu einem hoch verzweigten, feineren Wurzel­system lässt darauf schließen, dass in diesem Bereich eine Verdichtung vorlag, die anschließend umwachsen und durch­drungen wurde. Eine ausgeprägte Pfahl­wurzel, wie für den Raps typisch, ist allerdings nicht vorhanden. Vielmehr kann man von mehreren Wurzeln zweiter Ordnung sprechen.

Feld 4 – Direktsaat

In der Direktsaat­parzelle ist die Pflanzen­entwicklung gegenüber den bearbeiteten Parzellen auf z.B. 20 cm Tiefe generell um ca. zwei Wochen verzögert. Grund hierfür ist eine langsamere Boden­erwärmung im Frühjahr. Diese langsamere Erwärmung ergibt sich aus zwei Faktoren. Faktor eins ist die Boden­bedeckung durch organisches Material, das eine Erwärmung durch Reflektion der Sonnen­strahlen stark einschränkt. Faktor zwei ist die Boden­dichte pro cm3. Durch die fehlende Lockerung ist der Gas­austausch und somit auch der Austausch von warmer und kalter Luft beeinträchtigt. Zwar ist die Boden­temperatur in der Direkt­saat­parzelle geringer als in den bearbeiteten Parzellen, jedoch bildete hier der Raps eine deutliche Pfahl­wurzel aus. Dies lässt sich dadurch erklären, dass der Boden im Vergleich zu bearbeiteten Parzellen zwar dichter lagert, aber keine abrupten Veränderungen aufweist.

Separate Parzelle – StripTill

Im Gesamtvergleich hat der Raps, der mit dem Focus gesät wurde, am besten abgeschnitten. Die Pfahl­wurzel ist hier ordentlich ausgebildet und auch der Wurzel­hals hat mit 3 bis 4 cm Dicke eine gute Größe. Die Wurzel­masse ist einiger­maßen gut verteilt, wobei etwas mehr Wurzeln in der Tiefe wünschens­wert wären. Der fehlende Wurzel­anteil in der Tiefe lässt sich aber auf die aktuell doch sehr kalte und feuchte Witterung zurück­führen. Hier gilt es zu beobachten, wie die Entwicklung voran­schreitet, wenn Trockenheit einsetzt.

Einzig die vertikalen Verdichtungen durch das Schar haben das Wurzel­wachstum zur Seite hin einge­schränkt und zu einem verstärkten Wachstum entlang des Lockerungs­streifens geführt. Dieser Effekt der Furchen­wand­verschmierung ist vor allem bei Mais bekannt, kann aber auch unter zu feuchten Aussaat­bedingungen verursacht werden.

Fazit

Generell machen alle Bestände einen vitalen Eindruck. Die derzeitigen Nieder­schläge im Über­fluss versorgen die Pflanzen bisher ohne Mangel. Spannend wird es dann während der angekündigten Früh­sommer­trockenheit. In dieser Phase, in der das TKG bestimmt wird und die dadurch großen Einfluss auf den Ertrag hat, kommt einer optimalen Wurzel­ausbildung am meisten Gewicht zu.

Fazit der Auswertung ist, dass Schmier­horizonte, sowohl vertikal als auch horizontal, und auch Verdichtungen im Boden möglichst vermieden werden müssen. In Jahren mit (zu) viel Feuchtigkeit im Boden kann eine Direkt­saat durchaus den Vorteil haben, dass keine zusätzlichen Stör­schichten im Boden erzeugt werden und somit eine gleichmäßige Wurzel­entwicklung statt­finden kann.