Um die Wurzelentwicklung von Raps in Bezug auf die Intensität der Bodenbearbeitung vergleichen zu können, werfen wir einen Blick in unseren Demogarten.
Denn das Herzstück des Demogartens ist der seit 1997 im Dauerversuch angelegte Bodenbearbeitungsblock. Auf vier hintereinanderliegenden Feldern können die Einflüsse der Bodenbearbeitung hinsichtlich verschiedener Parameter, wie z.B. auch die Wurzelentwicklung, untersucht und verglichen werden.
Ein Feld simuliert eine mehrgliedrige Fruchtfolge aus Weizen, Mais, Raps und, je nach Gräser- und Krankheitsdruck, einer Leguminose (Ackerbohne oder Erbse). In Feld 1 besteht die Bodenbearbeitung aus pflügen. Auf Feld 2 wird der Boden mit dem Tiger auf ca. 20 cm Tiefe gelockert. Feld 3 repräsentiert eine reduzierte Bodenbearbeitung (meist mit Terrano oder Cruiser) auf 10 cm. Und in Feld 4 wird auf Boden&;shy;bearbeitung gänzlich verzichtet.
Die Bedingungen zur Saat, aber auch schon zur vorbereitenden Bearbeitung waren nass und wechselhaft. Oftmals wurde die Kapillarität durch die Bodenbearbeitung zerstört oder zu kurze Saatfenster führten zum „Einschmieren“ vieler Saaten.
Nach der Saat folgte dann im September eine Trockenphase, die dafür sorgte, dass viele Bestände in der Region erst Anfang Oktober aufliefen. Die Wahl der Landwirte zwischen „schlecht gesät“ oder „gar nicht säen“ fiel also schwer.
In unserem Demogarten wurde der Raps Ende August in einem relativ kurzen Zeitfenster zwischen zwei Regenphasen ausgesät (35 K/m² LG Ambassador). Auf Feld 1 wurde nach Pflug mit einer Kreiseleggensämaschine und 15 cm Reihenabstand gesät. In Feld 2 und 3 kam zur Aussaat die Pronto DC mit integriertem Scheibenfeld und ebenfalls 15 cm Reihenabstand zum Einsatz. In Feld 4, der Direktsaatparzelle, wurde die Aussaat mit der Avatar SD (16,7 cm Reihenabstand) durchgeführt. Ergänzend zur Aussaat auf diesen vier Feldern wurde auf einer separaten Parzelle das StripTill Verfahren mit dem Focus angewendet.
Insgesamt stellten auch am Sitzenhof die Aussaatbedingungen eine Herausforderung dar und spiegeln sich auch in der Bonitur der Rapswurzeln wider.
Eine gut verzweigte Pflanze mit starkem Haupttrieb lässt nicht auf einen Nährstoffmangel schließen. Der Wurzelhalsdurchmesser ist akzeptabel. Der abrupte Einbruch des Wurzelhalsdurchmessers liegt in 4-5 cm Tiefe direkt auf Tiefe der Kreiselegge. Zwar haben einige kleinere Wurzeln es geschafft, den darunter liegenden Horizont zu erschließen, allerdings wird die Schmierschicht, die durch die rotierenden Kreiseleggenzinken erzeugt wurde, hier deutlich sichtbar. Die durch den Pflug zerstörte Bodenstruktur konnte in diesem Fall der Kreiselegge nichts entgegensetzen.
Auch im zweiten Feld wird die nasse Bearbeitung vom letzten Jahr sichtbar. Durch den höheren, puffernden Mulchanteil in der oberen Schicht und den geringeren aktiven Eingriff durch das Scheibenfeld (im Vergleich zur Kreiselegge) ist die mechanische „Sperre“ bzw. der Störhorizont nicht ganz so ausgeprägt wie in Feld 1, aber dennoch sichtbar. Zwar kann die Pfahlwurzel sichtlich mehr Tiefe erschließen, jedoch ist auch diese Wurzel im Wuchs eingeschränkt worden. Hier wird deutlich, dass das Risiko von Schmierschichten und Verdichtungen durch den Einsatz von Scheibeneggen unter nassen Bedingungen nicht zu vernachlässigen ist.
Durch die relativ flache Bearbeitung in der Parzelle mit maximal 10 cm Tiefe, hat sich die Wurzel im lockeren Bereich sehr gut entwickelt. Auch der Wurzelhals weist hier eine deutliche Verdickung auf. Der abrupte anschließende Wechsel zu einem hoch verzweigten, feineren Wurzelsystem lässt darauf schließen, dass in diesem Bereich eine Verdichtung vorlag, die anschließend umwachsen und durchdrungen wurde. Eine ausgeprägte Pfahlwurzel, wie für den Raps typisch, ist allerdings nicht vorhanden. Vielmehr kann man von mehreren Wurzeln zweiter Ordnung sprechen.
In der Direktsaatparzelle ist die Pflanzenentwicklung gegenüber den bearbeiteten Parzellen auf z.B. 20 cm Tiefe generell um ca. zwei Wochen verzögert. Grund hierfür ist eine langsamere Bodenerwärmung im Frühjahr. Diese langsamere Erwärmung ergibt sich aus zwei Faktoren. Faktor eins ist die Bodenbedeckung durch organisches Material, das eine Erwärmung durch Reflektion der Sonnenstrahlen stark einschränkt. Faktor zwei ist die Bodendichte pro cm3. Durch die fehlende Lockerung ist der Gasaustausch und somit auch der Austausch von warmer und kalter Luft beeinträchtigt. Zwar ist die Bodentemperatur in der Direktsaatparzelle geringer als in den bearbeiteten Parzellen, jedoch bildete hier der Raps eine deutliche Pfahlwurzel aus. Dies lässt sich dadurch erklären, dass der Boden im Vergleich zu bearbeiteten Parzellen zwar dichter lagert, aber keine abrupten Veränderungen aufweist.
Im Gesamtvergleich hat der Raps, der mit dem Focus gesät wurde, am besten abgeschnitten. Die Pfahlwurzel ist hier ordentlich ausgebildet und auch der Wurzelhals hat mit 3 bis 4 cm Dicke eine gute Größe. Die Wurzelmasse ist einigermaßen gut verteilt, wobei etwas mehr Wurzeln in der Tiefe wünschenswert wären. Der fehlende Wurzelanteil in der Tiefe lässt sich aber auf die aktuell doch sehr kalte und feuchte Witterung zurückführen. Hier gilt es zu beobachten, wie die Entwicklung voranschreitet, wenn Trockenheit einsetzt.
Einzig die vertikalen Verdichtungen durch das Schar haben das Wurzelwachstum zur Seite hin eingeschränkt und zu einem verstärkten Wachstum entlang des Lockerungsstreifens geführt. Dieser Effekt der Furchenwandverschmierung ist vor allem bei Mais bekannt, kann aber auch unter zu feuchten Aussaatbedingungen verursacht werden.
Generell machen alle Bestände einen vitalen Eindruck. Die derzeitigen Niederschläge im Überfluss versorgen die Pflanzen bisher ohne Mangel. Spannend wird es dann während der angekündigten Frühsommertrockenheit. In dieser Phase, in der das TKG bestimmt wird und die dadurch großen Einfluss auf den Ertrag hat, kommt einer optimalen Wurzelausbildung am meisten Gewicht zu.
Fazit der Auswertung ist, dass Schmierhorizonte, sowohl vertikal als auch horizontal, und auch Verdichtungen im Boden möglichst vermieden werden müssen. In Jahren mit (zu) viel Feuchtigkeit im Boden kann eine Direktsaat durchaus den Vorteil haben, dass keine zusätzlichen Störschichten im Boden erzeugt werden und somit eine gleichmäßige Wurzelentwicklung stattfinden kann.