Anhaltende Trockenheitsperioden und Dürren zwingen Landwirte dazu, ihren Horizont bezüglich der Wetterextreme stetig zu erweitern.

Maximalerträge dank Blattdüngung? 

Der stetige Klimawandel und die damit einhergehenden, zunehmenden Wetterextreme stellen die Landwirte vor immer größere Herausforderungen. Vor allem zwingen anhaltende Trockenheitsperioden und Dürren Landwirte dazu, ihren Horizont stetig zu erweitern.  

Da bei fehlendem Niederschlag festförmige Dünger nicht mehr richtig gelöst und somit schlecht pflanzenverfügbar gemacht werden können, stellt die Blattdüngung mit Flüssigdünger eine häufig genutzte Alternative dar, um diesem Effekt etwas entgegenzuwirken. Aber ist die Blattdüngung eine ernstzunehmende Möglichkeit einer effizienten Nährstoffaufnahme oder ist sie nur ein weiterer Tropfen auf dem ohnehin schon heißen Stein? Diese Frage klären wir im folgenden Blogbeitrag.    

Der Weg der Nährstoffe in die Pflanze   

Doch fangen wir zunächst vorne an. Pflanzen nehmen Nährstoffe über zwei Wege auf: über die Wurzeln oder über die Blätter. Am wichtigsten dabei ist die Aufnahme über die Wurzeln. Um diesen Transportweg zu garantieren, muss der Boden ausreichend mit Wasser gesättigt sein. Alternativ kann eine begrenzte Nährstoffmenge auch über die Blätter aufgenommen werden. Ein Weg der Nährstoffaufnahme ist über die Spaltöffnungen. Allerdings sind diese relativ stressempfindlich und auf der Blattunterseite schlecht zu erreichen. Wichtiger als die Spaltöffnungen ist aber die Penetration von Nährstoffen über die polaren Poren der Kutikula (Wachsschicht). Bei hoher Luftfeuchte sind diese Poren gut zu durchdringen, sodass Nährstoffe aufgenommen werden können. Dies ist besonders in den frühen Morgenstunden der Fall, da zu der Zeit die Blätter meist von Natur aus benetzt (Tau) und die Temperaturen etwas niedriger sind. Bei hohen Temperaturen, geringer Luftfeuchte und hoher UV-Strahlung bleiben die Poren weitgehend geschlossen, um Wasserverlusten vorzubeugen. Die Nährstoffaufnahme ist dann allerdings ebenfalls gehemmt. 

Wann und wieso Blattdüngung?   

Bei eingeschränkter Nährstoffverfügbarkeit im Boden durch beispielsweise Bodentrockenheit oder Nährstofffestlegung kann man Nährstoffe in gelöster Form ausbringen, um die Aufnahme über die Blätter zu garantieren. Auch bei induziertem oder physiologischem Nährstoffmangel und zur Überbrückung von Perioden mit eingeschränkter Wurzelaktivität und generellen Stress- und Mangelsituationen greift man auf Blattdüngung zurück.   

Neben dem Entgegenwirken von Stressfaktoren wirkt sie auch zur Qualitätssteigerung (Erhöhung des Proteingehalts von Backweizen), zur Optimierung der Mineralstoffgehalte in reproduktiven Organen und zum Vitalisieren und Ankurbeln von Wachstumsprozessen der Pflanze.   

Auch die Versorgung mit Spurennährstoffen (Mikronährstoffen) ist ein wichtiger Punkt, wenn man über Blattdüngung spricht. Zusammen mit den mengenmäßig wichtigsten Makronährstoffen, wie vor allem Stickstoff, Phosphor, Kalium, Schwefel oder Magnesium, werden bei der Blattdüngung auch wichtige Mikronährstoffe (Bor, Zink, Mangan, …) gedüngt. Die Elemente liegen dabei selten in Reinform, sondern in Verbindungen vor (z.B. Magnesium = Magnesiumoxid), um so besser von den Pflanzen aufgenommen werden zu können. 

Einige wichtige Nährelemente   Bedeutung für die Pflanze 
Stickstoff   Eiweißsynthese, Massezuwachs, Chlorophyllsynthese, Bildung von essentiellen Aminosäuren  
Phosphor   Wurzelentwicklung, Energiespeicher, Blütenbildung und Fruchtansatz  
Kalium   Aufrechterhaltung Turgor, Regulierung Wasserhaushalt, Aufbau Zellwände, öffnen/schließen Stomata  
Magnesium   Bestandteil Chlorophyll, wichtig für die Photosynthese  
Schwefel   Aufbau von Proteinen, Zuckersynthese, Ölbildung bei Ölpflanzen (Raps)  
Bor   Wurzelentwicklung, Zellwandausbildung, verbesserte Kalium/Phosphoraufnahme, Wasserhaushalt, Zuckersynthese  
Mangan   Steuerung Wasserhaushalt, Chlorophyll- und Photosynthese, verbesserte Krankheitsresistenz, entgiften von freien Radikalen  
Zink   Proteinbildung, Längenwachstum, Strahlungsschutz, entgiften von freien Radikalen  

Doch Vorsicht ist geboten:   

Sind die Blätter jedoch zu nass, besteht die Gefahr, dass die Flüssigkeit einfach von den Blättern fließt und die Wirkung dann eventuell verzögert oder zu spät über den Boden bei der Pflanze ankommt.  

Bei einer Anwendung zum falschen Zeitpunkt (hohe Strahlung oder Hitze, falsche Tageszeit) kann die Pflanze die Nährstoffe ebenfalls nicht aufnehmen, da die Lösung zu schnell abtrocknet.  

Vor allem die Gefahr von Blattschäden ist nicht zu unterschätzen! Viele Dünger liegen als Salze vor. Wenn der Salzgehalt in der Lösung durch falsche oder übermäßige Dosierung zu hoch ist, besteht die Gefahr von Verbrennungen. Auch kann die Pflanze generell nur eine geringere Menge über die Blätter aufnehmen, weshalb bei der Applikation nur eine begrenzte Nährstoffmenge ausgebracht werden kann.   

Fazit für die praktische Landwirtschaft – besser mit!   

Komplett auf die herkömmliche Düngung mit festen Stoffen darf man nicht verzichten, denn dafür ist der Aufnahmeweg über die Wurzel zu wichtig. Durch die Blattdüngung lassen sich allerdings gewisse höhere Ertragsziele erreichen, da die Versorgung auch in Mangelsituationen gewährleistet werden kann. Mit Nährelementen der Blattdüngung kann ebenso das Wurzelwachstum gefördert werden, wodurch sich die Wurzeloberfläche vergrößert und die Aufnahme effizienter funktionieren kann. Der Weg über die Blätter ist ebenfalls der richtige, um rasch auf auftretenden Nährstoffmangel zu reagieren. Die Versorgung des Bestandes lässt sich somit schnell kontrollieren und anpassen. Ob die Blattdüngung funktioniert, ist dann bald zu beobachten.  

Das Wichtigste im Überblick:  

  • Blattdüngung wirkt. Nährstoffaufnahme und ggf. Blattschäden sind jedoch sehr variabel.   

  • Um einen höheren Wirkungsgrad zu erzielen, sollte man darauf achten, dass ein Teil der Lösung auch auf die Blattunterseite gelangt.   

  • Umweltbedingungen, wie relative Luftfeuchte, Temperatur, Niederschläge und Strahlung, sollten mit einbezogen werden.  

  • Tageszeit beachten! Die vermehrte Feuchte morgens ausnutzen, um einen hohen Wirkungsgrad zu erzielen.   

  • Die Wahl der richtigen Stoffverbindungen kann die Aufnahme beeinflussen. Applizierte Nährstoffmengen sind durch begrenzte Aufnahmekapazität der Blätter beschränkt.    

Wie können wir die Nährstoffversorgung unseres Bestands sicherstellen und den Stress durch Umwelteinflüsse über die Blattdüngung reduzieren? Welche besondere Rolle kommt dabei dem Element Silicium zu? Diese und weitere Fragen beantwortet Henning Jaworski, Leiter des Fachbereichs Technisches Management bei LEBOSOL® Dünger GmbH, in seinem HORSCH Live Vortrag am 30. Januar 2023

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