Schlupf und Bulldozing als Kraftstofffresser (Teil 3)

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In den ersten beiden Teilen dieser Blogreihe haben wir den Fokus auf die unmittelbar am Reifen veränderbaren Stellschrauben zum bodenschonenden Arbeiten gelegt. Als Lösungen wurden die Anpassung des Luftdrucks und die verschiedenen Reifendimensionen aufgezeigt. Dadurch kann der Kontaktflächendruck reduziert und der Boden nachhaltig geschont werden.

Im kommenden Teil werden zusätzlich noch andere Faktoren mit einbezogen, die über den Reifen hinaus gehen. Dazu werden auch negative Aspekte wie der Bulldozing-Effekt oder Schlupf genauer betrachtet.

Warum ist ein optimal an die Gegebenheiten angepasster Reifeninnendruck so wichtig und was resultiert daraus?

Bulldozing-Effekt vs. Schlupf – Wo liegt der Unterschied?  

Der sogenannte Bulldozing-Effekt entsteht, wenn beim Fahren auf verformbarem bzw. weichem Untergrund ein permanenter Keil aus Erde vor dem Reifen hergeschoben wird. Dieser Keil erhöht den Rollwiderstand erheblich und simuliert eine ständige Bergauffahrt. Durch einen höheren Luftdruck als notwendig verringert sich die Aufstandsfläche. Daraus resultieren eine Erhöhung des Bodendrucks und eine tiefere Spurenbildung. Dieser Effekt erhöht den Kraftstoffverbrauch um 10 % pro cm Spurtiefe.

Im Gegensatz dazu wird beim Schlupf der Boden bei einer Zugkraftübertragung nach hinten verschoben. Das bedeutet, dass der Reifen einen weiteren Weg bewältigt als die tatsächlich zurückgelegte Gesamtstrecke. Anders ausgedrückt: Die Reifenoberfläche bewegt sich schneller als die Maschine selbst. Allerdings ist eine Zugkraftübertragung nahezu ohne Schlupf nicht möglich. Jedoch sollte er nicht dauerhaft über 12 % betragen, um sowohl den Boden als auch den Geldbeutel zu schonen.

Ballastierung und Reifendruck beeinflussen die Zugleistung

Für eine effiziente Zugkraftübertragung spielt die Ballastierung sowie der Reifendruck der Zugmaschine eine wichtige Rolle. Die Reifen müssen sich in der Bodenoberfläche verzahnen können, um die maximale Zugleistung auf den Boden übertragen zu können.

Ganz so einfach ist es aber dann doch nicht. Auch wenn man die Radlasten und die Aufstandsflächen erhöht, entsteht dennoch eine Druckzwiebel mit stärkerer Tiefenwirkung. Dies liegt daran, dass beide Faktoren nicht linear zueinanderstehen. Generell sollten hohe Radlasten von über 10 t vermieden werden, da daraus irreversible Unterbodenverdichtungen entstehen können.  

Es ist ratsam, bei Zugarbeiten mit angepassten Reifeninnendrücken zu arbeiten, um die Flächenleistung zu erhöhen und teuren Kraftstoff zu reduzieren. In der Summe ist ein Einsparpotenzial von bis zu 15 % möglich.

Spurversetztes Fahren

Häufige Überfahrten, wie sie bei mehrachsigen Gespannen (z.B. 18 t Anhängerzügen) auftreten, zerstören den natürlichen Schutzmechanismus des Bodens. Zwar ist das Gesamtgewicht auf mehrere Räder aufgeteilt, jedoch überrollen diese wiederholt die gleichen Bodenareale und verdrängen dort Wasser und Luft aus den Bodenporen. Das ist genau das Gegenteil von bodenschonendem Arbeiten. Welche Optionen gibt es nun, um diesen Effekt zu umgehen?

Versetztes Fahren im Hundegang oder der Einsatz von Teleskopachsen ist eine sinnvolle Lösung, um den Boden so wenig wie möglich an einer Stelle zu strapazieren. Eine weitere Möglichkeit, die Achslasten beim Traktor zu reduzieren, um u.a. niedrige Reifendrücke fahren zu können, ist der Einsatz von aufgesattelten bzw. angehängten Maschinen im Vergleich zu Geräten im 3-Punkt Anbau. Insbesondere bei Fahrten am Vorgewende sind die Achslasten durch das Ausheben von schweren Drillkombinationen oder Maschinen zur Bodenbearbeitung enorm.

Beeinflussbare Faktoren im Überblick 

Summa summarum gibt es fünf verschiedene Stellschrauben, die der Landwirt für bodenschonendes Arbeiten berücksichtigen kann: 

  • Angepasster Luftdruck (z.B. durch Reifendruckregelanlagen) - Stichwörter Bulldozing-Effekt und Schlupf
  • Durchmesser und Reifenquerschnitt für großes Volumen der Reifen
  • Breite Reifen bevorzugen
  • Spurversetztes Fahren (sofern möglich)
  • Gesamtgewicht der Maschine und Achslasten reduzieren

Diese Stellschrauben stellen anfänglich zwar hohe Investitionen dar und sind sehr zeitintensiv umzusetzen. Dennoch führt es langfristig zu Erfolgen: Der Druck auf den Boden wird minimiert, wodurch zum einen die Pflanzen leichter und schneller die verfügbaren Nährstoffe aufnehmen können und zum anderen die Bodenqualität nachhaltig gefördert wird. Beides legt letztendlich den Grundstein für einen hohen Ertrag.

Es zahlt sich also aus!

Der richtige Zeitpunkt bestimmt alles

 Am Ende nützt auch die beste Technik nichts, wenn der Landwirt nicht den richtigen Zeitpunkt zur Bearbeitung wählt. Dies stellt den wichtigsten Aspekt dar, um Bodenverdichtungen von vornherein zu vermeiden. Der Zustand des Bodens ist entscheidend für die Verdichtungsanfälligkeit.  

Der Zustand des Bodens für die Feldarbeit sollte nicht zu feucht sein, da ein trockenes Bodengefüge tragfähiger ist. Jedoch sind die Bedingungen nicht immer optimal. Gerade im Herbst oder im zeitigen Frühjahr sind feuchte Bodenverhältnisse die Regel. Mit zunehmendem Wassergehalt können die Bodenteilchen leichter zusammengedrückt werden, wodurch höhere Schadverdichtungen entstehen. Diese sind nur bis zu einem gewissen Punkt reversibel.

Es liegt also in der Hand des Landwirtes, den Bodenschutz nachhaltig zu gestalten und für die folgenden Generationen den bestmöglichen Zustand des Bodens zu erhalten und zu erhöhen.