Die Anfänge der konservierenden Bodenbearbeitung

Hybrid-Landwirtschaft Erstellt von Frédéric Thomas

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Viele unterschiedliche Faktoren haben beim Aufschwung der konservierenden Bodenbearbeitung in Frankreich eine Rolle gespielt. Frédéric Thomas, Landwirt, Pionier und Gründer der Fachzeitschrift TCS, blickt zurück.

Dass Frankreich Schritt für Schritt zum Vorreiter in diesem Bereich wurde, hat sicherlich strukturelle Gründe. Bei uns gibt es immer noch viele kleine Betriebe. Im Vergleich zu Großbritannien setzte die Landflucht sehr viel später ein. 1977 bis 1978 betrug die Anzahl der Landwirte immer noch sechs Millionen. Das ist unheimlich viel! Die meisten Flächen gehören auch den Bewirtschaftern, was in vielen anderen Ländern nicht der Fall ist. Der Landwirt arbeitet selbst, investiert, hat sein Einkommen, fährt seine Maschinen. Er kann Neues schnell ausprobieren und umsetzen, ohne Agronome, Fahrer und Mechaniker oder andere Beteiligte mitzunehmen und überzeugen zu müssen. Er hat sein Risiko selbst in der Hand.

Ein weiterer Faktor ist geografischer Art. Frankreich ist ein Sammelbecken vieler Kulturen. Dort treffen Einflüsse aus dem Mittelmeerraum, Nord- und Osteuropa aufeinander. Historisch bedingt gibt es immer noch Kontakte mit Québec. Das Land ist offen für Einflüsse aus Nord- und Südamerika. Daher kommt auch die Kombination der verschiedenen Anbauverfahren.

Mit dem Rücken zur Wand

Die Gründe für die Reduzierung und den kompletten Verzicht auf Bodenbearbeitung liegen in den ersten großen Einschränkungen der 60er und 70er-Jahre. Das fällt zeitlich mit der Verbreitung von Körnermais zusammen, der spät geerntet wird. Es wurde schwieriger, nach dem Pflug zu säen oder in großen Mengen an Ernterückständen. Die Minimalbodenbearbeitung war eine erste Etappe, die den Weg für die Versuche von Arvalis in Boigneville im Pariser Becken ebnete. Seit den 70er-Jahren gibt es also Vergleiche zwischen Direktsaat, Minimalbodenbearbeitung und Pflug. Die Direktsaat war zu der Zeit allerdings eher nebensächlich.

Wie überall auf der Welt setzte sich dann jedoch diese Idee mehr und mehr durch. Plötzlich gab es überall entsprechenden Maschinen auf dem Markt. Die Pioniere sind der Direktsaat treu geblieben, aber schon in den 90er-Jahren waren sie durchaus nicht mehr die einzigen. Die ersten GAP-Beschlüsse und der Preissturz bei Getreide stellten vieles in Frage. Man muss sich die besondere Situation in Frankreich vor Augen führen. Ein großer Teil der Flächen besteht aus Lehm-Kalk-Böden und ist schwierig zu bewirtschaften. Die Erträge entsprechen nicht denen in England oder in Norddeutschland. Viehhaltung wurde immer mehr aufgegeben und der Getreideanbau erweitert – das erhöhte das wirtschaftliche Risiko und zwang die Landwirte dazu, sich zu entscheiden.

Man musste also eine Lösung finden, um die Rentabilität zu sichern, günstiger zu arbeiten und sich zu vergrößern. Die konservierende Bodenbearbeitung in Frankreich hat ihre Wurzeln in dieser chaotischen Vorgeschichte und war zu dem Zeitpunkt einfach nur eine Lösung auf der Suche nach wirtschaftlicher Effizienz. Man sparte Zeit, Treibstoff, Maschinen. Das war die große Zeit des HORSCH Sä-Exaktors. Frankreich war dafür der ideale Markt. Aber es war auch die Zeit der großen Misserfolge, vor allem gegen Ende der 90er-Jahre, als zwei sehr feuchte Winter auch die größten Enthusiasten hart trafen. Glücklicherweise waren die Erfolge aber deutlich genug, um dieses Verfahren dauerhaft zu verankern.

 

Gründüngung als Lösung

Zur damaligen Zeit war die konservierende Landwirtschaft eigentlich nur eine Gegenbewegung zu den bestehenden Verfahren. Sie war ein Gegenpol zur Bodenbearbeitung und eine Weigerung, die Maschinen zu intensiv zu nutzen. Der Ansatz war eher technisch als ackerbaulich.

Anfang der 2000er-Jahre vernetzten sich diese Verfahren immer mehr. Frankreich lernte Ideen der Landwirte aus Südamerika kennen. Diese brachten die fehlenden Puzzlestücke: Zwischenfrüchte und Gründüngung. So kam der Faktor Boden ins Spiel. Den hatten wir bisher nicht auf dem Schirm. Wir wurden viel sensibler, was die Erosion angeht, denn das war ihr Lieblingsthema. Wir begannen, von Mykorrhiza und Wurzeln zu sprechen. Das gab unserem Verfahren eine ganz neue Dynamik, weil die Pflanzendecke nun auch agronomische Aspekte mit ins Spiel brachte. Für mich war das ein extrem wichtiger Standpunktwechsel. Wir waren im grünen Bereich angekommen!

Neue Akteure und die Verbreitung der Methoden

Zur selben Zeit wurden APAD (Association pour une agriculture durable = Verband für nachhaltige Landwirtschaft) und das Netzwerk BASE (Biodiversité, Agriculture, Sol et Environnement = Biodiversität, Landwirtschaft, Boden und Umwelt) gegründet, die sich auf das Verfahren der konservierenden Landwirtschaft stützten. Diese Netzwerke trugen zum Wissensaustausch zwischen den verschiedenen Ländern bei und brachten neue Erfahrungen und Informationen nach Frankreich. Zu dem Zeitpunkt gründete ich dann die Zeitschrift TCS. Dank der Verbände, dank der Zeitschrift und dank einiger weiterer aufgeklärter Agronomen wie Claude Bourguignon und Lucien Seguyet gewann die Bewegung immer mehr an Struktur und die gezielte Anhäufung von Wissen begann.

Kleine Fehler sind manchmal die Ursache für große Entdeckungen! Wir haben zum Beispiel festgestellt, dass Kreuzblütler und Leguminosen sehr gut zusammenpassen. So hat sich die Verbindung von Raps und Bohnen eher zufällig in der Bretagne etabliert. Für das Verfahren war das ein Riesenschritt nach vorn.

Danach hat sich die konservierende Landwirtschaft immer mehr verbreitet. In den Jahren 2007 und 2008 hat die Viehhaltung wieder deutlich zugenommen, obwohl wir eigentlich gedacht haben, dass das Verfahren eher für große Getreidebetriebe geeignet sei. Wir haben letztendlich gemerkt, dass wir viel von der Viehhaltung lernen können. Es gibt sogar Getreidebauern, die wieder mit Viehhaltung angefangen haben. Ich gehöre auch dazu!

Die konservierende Landwirtschaft ist längst nicht mehr das unverwechselbare Symbol der Großbetriebe, die mit überdimensionierten Maschinen ausgestattet sind. Mittlerweile funktioniert das Verfahren für alle Betriebe. Das Thema erstreckt sich übrigens mittlerweile auch auf den Obstanbau, den Weinbau und den Lavendelanbau. Es sind eher die breit aufgestellen Betriebe, die die beste Ausgangsposition für eine Umstellung haben. Zum Beispiel mit den Investionen einer Maschinengemeinschaft.

Politische Bestätigung und wissenschaftliche Anerkennung

Dass die konservierende Landwirtschaft auch von der Politik diskutiert wurde, gab der Sache natürlich einen enormen Auftrieb. Stéphane Le Foll, Landwirtschaftsminister von 2012 bis 2017 und entschiedener Befürworter dieses Verfahrens, hat die landwirtschaftlichen Lehranstalten mit seiner Aussage wachgerüttelt, dass man Agrarökologie und konservierende Landwirtschaft betreiben müsse. Im Oktober 2014 gründete er die GIEE (Groupements d’Intérêt Economique et Environnemental = Verband für Wirtschafts- und Umweltinteressen), um den Betrieben unter die Arme zu greifen.

Antonio Pereira, Berater der Landwirtschaftskammer des Departments Haute-Marne, nutzte diese Stimmung, um die GIEE Agrar-Öko-Präzise ins Leben zu rufen. Zur selben Zeit entstand auch die GIEE Magellan, die viel mit Raps und Begleitkulturen gearbeitet hat.

Die Forschung musste den Betrieben gerecht werden. Auf diesem Weg schlug die konservierende Landwirtschaft eine Brücke zwischen den Problemen in Europa und den Farm Labs.

Heute hat dieser Ansatz eine solide Basis. Er ist nicht nur eine futuristische Idee. Es gibt viele Landwirte, die das Verfahren bereits umsetzen, viele Landwirte, die sich schon in einer positiven Dynamik befinden. Wir befinden uns bereits in einem Stadium des Wissenstransfers und der Unterstützung bei der Umstellung.

Was ist der nächste Schritt ?

Die konservierende Landwirtschaft hat sich als ein weiterer Weg zwischen konventioneller und Öko-Landwirtschaft etabliert. Was diesen Ansatz so stark macht, ist die Art und Weise, wie er entstanden ist und wie damit umgegangen wird: Darüber muss man sich im Klaren sein: Es ist ein Ansatz, der sich durch das Engagement der Landwirte durchgesetzt hat, durch die Kraft des Netzwerks. Er wurde nie subventioniert oder gefördert. Das System ist von unten gewachsen, es wurde nicht von oben vorgegeben.

Immer mehr Betriebe stellen ihre Bewirtschaftungsweise um, die gemeinsame Nutzung von Maschinen nimmt zu. Die positive Dynamik wächst, umso mehr, als die Landwirte vom derzeitigen Landwirtschaftsminister Julien Denormandie unterstützt werden, der sich in dem Bereich gut auskennt.

Das Jahr 2021 ist ein neuer Wendepunkt: Erhöhung der Düngerpreise, Herbizidengpässe, Energiepreiserhöhung… Es ist auch der Beginn der Kohlenstoffkampagne, die wir seit gut 20 Jahren unterstützen. Die Landwirte müssen sie als Chance sehen, um endlich bekräftigen zu können, dass Agronomie, Wirtschaft und Umwelt zusammenhängen.

Weitere Informationen von Frédéric Thomas zur konservierenden Landwirtschaft finden Sie hier: agriculture-de-conservation.com