Wenn wir uns die komplexe Welt des Bodens näher ansehen, gibt es natürlich viele Faktoren, die zum optimalen Funktionieren eines „gesunden Bodens” beitragen – ob nun chemische, physikalische oder biologische. Gerade die Bodenbiologie hat das aktuelle Interesse am Thema Bodengesundheit sehr beeinflusst und das aus gutem Grund – bodenbiologische Wechselbeziehungen sind der Schlüssel für viele wichtige Bodenfunktionen – Nährstoffkreislauf für die Aufnahme durch die Pflanze1, Aufrechterhaltung von Bodenaggregaten und -struktur2, Verbesserung des Zusammenspiels von Gas und Wasser2, Schutz der Pflanze vor Schädlingen und Krankheiten3,4 sowie der Aufbau von organischer Masse5,6. Mikroorganismen sind daher zweifellos der unsichtbare Antrieb für Bodenfruchtbarkeit und das Wachstum der Pflanze hängt letztendlich von einer Vielzahl von Funktionen ab, die von diesen verschiedenen boden- und wurzelanhaftenden Organismen ausgeübt werden. Klar ist allerdings auch, dass es hier noch viel zu lernen gibt. Wir wissen immer noch wenig – besonders über den “Mikro”-Teil der Bodenbiologie. Aber dieses Mikrobiom ist eine riesige, noch unerschlossene Ressource mit außerordentlichem Potenzial, dass unsere Produktionsverfahren verbessern kann. Wenn diese Vielfalt an mikrobiellen Verbündeten genutzt wird, können die Anbausysteme der Zukunft eine Kombination von gezielten Impfstoffen entwickeln, die dann, gekoppelt mit bestimmten Strategien, viele Vorteile bringen: Versorgung mit Nährstoffen, Verhinderung von Schädlingsbefall and im Laufe der Zeit Aufbau von Bodenfruchtbarkeit auf eine biologische getriebene und nachhaltigere Art und Weise, als das zur Zeit der Fall ist.
Hier einige einfache Strategien, die auf dem Betrieb eingeführt werden können, um die bodenbiologische Funktion zu verbessern:
So wichtig Bodenbiologie auch ist, sie muss dennoch innerhalb der Bodenmatrix funktionieren, die selbst wiederum eine chemische und physikalische Welt für sich ist. Infolgedessen müssen wir Diskussionen über Biologie in diesem größeren Kontext führen – letzten Endes ist es ja eine Wechselbeziehung. Eine Bodenanalyse ist ein gängiges Mittel, das die meisten Landwirte zur Bestimmung der chemischen Parameter des Bodens nutzen können. Sehen wir uns deshalb einige wichtige Faktoren an, bei denen Chemie und Biologie sich überschneiden. Bodenchemie ist ebenfalls ein sehr komplexes Thema und es gibt mehr als genug Lesestoff dazu. Statt also das Rad neu zu erfinden, werde ich einige Punkte hervorheben – eine detaillierte Diskussion über Bodenchemie könnten wir eventuell für einen späteren Beitrag andenken.
In vielen Teilen der Welt ist es bei Standard-Bodenanalysen üblich, nur eine Handvoll an Parametern zu untersuchen – zum Beispiel die wichtigsten Nährstoffe und den pH-Wert. Allerdings kann eine Begrenzung oder ein Ungleichgewicht eines dieser wichtigen Nährstoffe das Pflanzenwachstum und die Pflanzenentwicklung beeinträchtigen. Daher sollte man sicherstellen, dass Makro- UND Mikromineralien getestet werden (zumindest einigermaßen regelmäßig). Vergessen Sie dabei auch nicht die weniger beachteten Elemente – beispielsweise Molybdän, Kobalt und Nickel. Auch diese Nährstoffe spielen eine wichtige Rolle beim Stoffwechsel und der Fixierung von Stickstoff. Hierbei wird oft übersehen, dass auch die Mikroorganismen im Boden Nährstoffe brauchen – Makro- genauso wie Mikromineralien. Wir konzentrieren uns immer sehr stark auf die Anforderungen der Pflanze, aber um auch hier wieder die Beispiele Molybdän, Kobalt und Nickel ins Spiel zu bringen: stickstoff-bindende Bakterien können ohne diese wichtigen Mineralien keinen Luftstickstoff binden. Und eine nur begrenzte Versorgung der Bakterien kann das Gesamtpotenzial der Stickstoffbindung für die Pflanze einschränken.
Typischerweise messen die meisten Bodenanalysen den Anteil der getesteten Elemente, der für die Pflanze verfügbar ist. Allerdings haben Böden beträchtliche zusätzliche Reserven an Mineralien, die zwar nicht unbedingt pflanzenverfügbar, aber dennoch da sind. Dieser Nährstoffpool wird oft als der Gesamtpool bezeichnet und übersteigt den pflanzenverfügbaren Anteil oft um das Zehnfache oder mehr. Diese gesamten Nährstoffe sind unlöslich, eingeschlossen und daher nicht für die Pflanze verfügbar7. Die Mikroorganismen des Bodens haben jedoch unzählige Strategien und Wirkungsweisen, um diese Gesamtnährstoffe freizusetzen und zu lösen. Dies geschieht durch das Absondern von speziellen Enzymen und Säuren, die die Mineralien von der Bodenmatrix lösen und sie für die nachfolgende Aufnahme durch die Pflanze freisetzen8,9. Das ist einer der Hauptgründe, warum die Einführung von Strategien zur Verbesserung der biologischen Funktion des Bodens helfen kann, nicht mehr so sehr von den Düngergaben abhängig zu sein – durch die Freisetzung dieser gesamten Reserven. Viele Landwirte auf der ganzen Welt, die ihren Fokus neu auf Bodenbiologie ausgerichtet haben, reduzieren bereits erfolgreich ihre Düngergaben bei gleichbleibender Rentabilität. Natürlich müssen solche Strategien immer im Kontext des vorherrschenden Bodentyps and der Umweltgegebenheiten betrachtet werden. Und – wie bereits in der terraHORSCH beschrieben – ein ganzheitlicher Ansatz, der viele verschiedene Strategien im Blick behält, ist grundsätzlich der beste Weg.
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