Bodenbearbeitung - falsche Nostalgie oder Notwendigkeit? (Teil 2)

Erstellt von Josef Stangl, HORSCH Maschinen GmbH

Im ersten Teil haben wir die Auswirkungen des Klimawandels auf die Bodenbearbeitung in der Landwirtschaft untersucht. Dabei haben wir die Vor- und Nachteile der Bodenbearbeitung analysiert. Trotz hoher Jahresniederschlagsmengen ist die Wasserversorgung der Kulturpflanzen nicht immer gesichert. Landwirte müssen daher sorgfältig abwägen, wie sie die Vorteile der Bodenbearbeitung, wie die Durchmischung von Nährstoffen und das Aufbrechen von Verdichtungsschichten, mit den möglichen Nachteilen, wie Wasserverlust und Zerstörung der Bodenstruktur, in Einklang bringen können.

Ist die Direktsaat die Lösung für Probleme in der Bodenbearbeitung?

Vor allem die Komplikationen bei der Rückverfestigung zeigen, dass weniger Bodenbearbeitung in einigen Fällen mehr sein kann. Dabei spielt es eine untergeordnete Rolle, an welchem Punkt der Fruchtfolge man sich befindet. Um wechselnde Umweltbedingungen besser zu puffern, bekommt Direktsaat immer mehr Berechtigung, ein Teil unseres Anbausystems zu werden. Akuter Problemlöser ist Direktsaat allerdings nie. Im Gegenteil: Sie setzt gute ackerbauliche Bedingungen voraus und wird, wie oben beschrieben, durch gehobenere Standortanforderungen stärker eingegrenzt als andere Bearbeitungssysteme.
Aber warum eine strikte Grenze zwischen Bodenbearbeitung und Direktsaat ziehen, wenn auch hybride Ansätze, wie z.B. StripTill, rotative Direktsaat und das absätzige Verfahren, Alternativen darstellen und die Vorteile beider Systeme verbinden?

Vergleich hybrider Ansätze

Der Begriff „Rotative Direktsaat“ beschreibt dabei die wechselnde Bearbeitung innerhalb der Fruchtfolge. Nach Pfahlwurzlern wie Raps oder auch Soja lässt sich meist auch ohne tiefe Grundbodenbearbeitung Getreide etablieren. Zusätzliche Eingriffe zerstören hier eher die natürliche Bodenstruktur und verbrauchen unnötig Energie und Zeit. Der Dieselverbrauch der Direktsaat zum Beispiel beträgt unter mitteleuropäischen Bedingungen nur knapp 1/3 des Verbrauchs der wendenden Bearbeitung pro ha und Jahr.

StripTill als kombiniertes Verfahren bietet eine Lösung für enge Zeitfenster und kommt meist zum Einsatz, wenn die Kulturen eine zusätzliche tiefe Lockerung auch ökonomisch danken oder die schnellere Erwärmung durch die Lockerung in einer verlängerten Vegetationszeit ausnutzen können. Raps oder auch Mais sind hier die klassischen Kulturen. Während StripTill bei Mais nicht immer Mehrerträge bringt, bietet es bei Raps die Möglichkeit, die Pfahlwurzel mit konzentriert angelegten Düngedepots in die Tiefe zu locken.

Absätzige Verfahren eignen sich dann, wenn Variabilität gefragt ist. Hier werden die Grundbodenbearbeitung und das Anlegen des Düngedepots zeitlich von der Saat getrennt. Oft kommen zur Saat dann klassische Sämaschinen mit nur noch geringem Bodeneingriff zum Einsatz. Auf Problemstandorten mit Fuchsschwanz kann so mit zusätzlichen flachen Bearbeitungsgängen Druck herausgenommen werden. Außerdem hat diese Trennung den Vorteil, dass sich der Boden über den längeren Zeitraum zwischen Bearbeitung und Saat wieder dichter lagern bzw. natürlich rückverfestigen kann und auch bei späten, trockenen Saatbedingungen die Kapillarität hergestellt ist. Vorlaufende Werkzeuge in der Sämaschine sollten dann aber maximal auf Saattiefe geführt werden.

Schartechnik für das jeweilige Aussaatverfahren

Doch welches ist das optimale Werkzeug für die verschiedenen Bedingungen und Gegebenheiten?

Generell stellt ein kompakter, rückverfestigter Boden höhere Anforderungen an die Saattechnik. Leichte Scharformen funktionieren hinter Kreiseleggen wunderbar, erreichen aber nicht die für die Direktsaat benötigten Schargewichte. Schwere Saatkörper mit meist weiterem Reihenabstand und der Möglichkeit, sektional viel Schardruck zu geben, legen die Saatkörner auch unter wechselnden Bedingungen auf die gleiche Saattiefe ab. Zinkenschare funktionieren am besten bei kurz geschnittenem organischem Material. Steine werden zur Seite geschoben und auch bei schweren Böden wird der kapillare Anschluss erreicht. Scheibenschare passen sich bei unebenem Boden besser an und bewegen weniger Erde, haben aber Nachteile bei Steinen und kämpfen unter ungünstigen Bedingungen und ohne vorlaufende Räumsterne manchmal mit Hairpinning - dem Einklemmen von Körnern zwischen Strohresten.

Da Scheibenschare unter extrem trockenen Bedingungen auf schweren Böden und tiefer Saatgutablage den Saatschlitz wegen fehlender Feinerde nur mit guter Maschineneinstellung schließen, setzt sich auch in klassischen Direktsaatgebieten ein vorausgehender Arbeitsgang mit ultraflacher Bearbeitung immer mehr durch. Hier reicht oft ein schneller Durchgang mit einer Messerwalze oder eine sehr flach eingestellte Scheibenegge, um die austrocknende Kaminwirkung intakter Stoppeln zu vermeiden, um leicht einzuebnen und um schließlich genügend Feinerde für das Schließen der Saatrille zu hinterlassen.

Fazit

Im Hinblick auf klimatische Veränderungen ist das klassische, altbewährte System zwischen intensiver Bodenbearbeitung mit anschließender Aussaat immer mehr zu hinterfragen. Der Aspekt, Bodenbearbeitung mehr als eine Art Werkzeug zu sehen, um zum Beispiel organisches Material einzuarbeiten, Unkräuter mechanisch zu bekämpfen oder Bodenreparaturmaßnahmen durchzuführen, zeigt jedoch auch die breite Daseinsberechtigung. Demgegenüber stehen aber nach wie vor die Vorteile der Direktsaat bzw. der reduzierten Bodenbearbeitung – vor allem mit Blick auf das Sparen von Wasser.
Hier hilft es, das Schwarz-weiß-Denken aufzugeben. In Bezug auf die sich ändernden klimatischen Bedingungen können z.B. die rotative Direktsaat, StripTill und das absätzige Verfahren als flexiblere und anpassungsfähigere Alternativen gesehen werden. Die Integration in unsere Fruchtfolgen ist schon jetzt in den von Trockenheit (Mitte von Deutschland), Ungräsern (Westeuropa) oder Nässe (England) geprägten Regionen sichtbar.

Welche Zusammenhänge zwischen Bodenbearbeitung und Wasser- bzw. Nährstoffhaushalt bestehen, können Sie in unserem ersten Teil nachlesen.

Der vollständige Beitrag wurde vorab exklusiv in der terraHORSCH Ausgabe 28-2024 veröffentlicht.